Liebe Brieffreunde,
nachdem ich im letzten Brief meinen inneren Studenten, der mit etwas zu viel Rotwein intus, in einer Stundenten-WG-Küche faselnd das Leben erklärt, rausgelassen habe, wird der dieswöchige Brief bodenständiger. Ich erzähle euch einfach ein paar Sachen, die mir in den letzten zwei Wochen zugestoßen sind oder gefallen haben.
Ohne jemals großer James Bond Fan gewesen zu sein, kann ich von mir überraschenderweise behaupten, dass ich jeden einzelnen Film gesehen habe. Vor Jahren überkam es mich und ich schaute sie alle in chronologischer Reihenfolge. Die mit Daniel Craig finde ich am besten, allerdings merkt man, dass ich kein wirklicher Bond-Fan bin daran, dass mir nicht klar war, dass die Craig-Filme eine übergreifende Storyline verfolgten.
Vor No Time To Die erzählte mir ein Freund, dass damit endlich die Geschichte abgeschlossen sein wird und ich rannte voller Panik zum nächsten YouTube und hämmerte "Daniel Craig James Bond Zusammenfassung" in das Suchfeld. Grobe Zusammenfassung: Man denkt alle Filme lang, dass gerade die tatsächlichen Bösewichte besiegt wurden, aber hinter denen sind noch viel größere. Gar nicht so komplex.
No Time To Die war meine erste richtige Kinoerfahrung seit Februar 2020, wenn man das Open Air Kino am Schloss Charlottenburg nicht mitzählt. Mal davon abgesehen, dass das Kino am Alexanderplatz nicht mein Lieblingsort ist (in erster Linie wegen der Umgebung. Das Kino ist okay.), hat es mich sehr gefreut wieder einen Film auf der großen Leinwand sehen zu können. Besonders, weil der Film mir auch noch so gut gefiel. Ich war ganz überrascht davon, wie sehr ich das Ende der Craig-Saga mochte. Toll.
Ebenfalls überraschend gut ist das neue Billie Eilish Album Happier Than Ever. Ich mag, wenn Lieder sich innerhalb ihrer Zeit mehrfach stark verändern. Dieses Album ist gespickt mit Songs dieser Art. Läuft aktuell in Dauerschleife.
Wer glaubt, dass dieser Song nicht slappt, ist als Kind auf beide Ohren gefallen:
Seit meinem Brief zu Präventiver Zukunftsplanung habe ich mich aus dem ersten Zustand der binären Angelegenheit "Autofahrer sein" in den zweiten bewegt und fuhr knapp anderthalb Stunden durch Berlin. Nachdem ich das allererste Auto nicht mal angeschaltet bekommen habe, weil ich nicht von der Existenz von Lenkradsperren wusste, ging es nur noch bergauf. Angefangen in kleineren Nebenstraßen bis hin zu mehrspurigen Straßen mit allerlei Schildern, Ampeln und Möglichkeiten des Todes, habe ich jetzt schon viel erlebt, von dem ich vorher dachte, dass ich es nicht überleben würde.
Ein Zustand der Entspannung oder gar Langeweile ist noch weit entfernt, aber ich bin jetzt da angekommen, wo ich mir sicher bin, dass ich im Laufe der nächsten Monate an einem Punkt ankommen werde, an dem ich mich als Person sehen werde, die in Berlin Auto fahren kann. Richtig gutes Gefühl.
Seit einigen Monaten lese ich in erster Linie auf meinem Kindle Voyage von 2014. Mal davon abgesehen, dass es eine erheblich flexiblere Leseerfahrung ist, habe ich auch keinen Platz für Papierbücher mehr, wenn ich nicht endlich ein großes, dediziertes Buchregal kaufe.
Für seine sieben Jahre schlägt sich der Voyage noch sehr gut, wenn man nicht beachtet, dass der Akku nur noch drei Tage hält. Da mich das so sehr stört, habe ich die Tage den neuen Kindle Paperwhite (Partnerlink) vorbestellt, der übernächste Woche rauskommt. Kleinere Ränder, dadurch größeres Display, wasserdicht, USB-C, warme Hintergrundbeleuchtung und ein frischer Akku!
Mein Voyage hätte die nächsten zwei Wochen locker ausgehalten, hätte ich ihn nicht aus Versehen nach einer Nummer-1 Klo-Session falsch abgelegt, während ich aufstand, um meine Hose hochzuziehen. Er fiel also gegen das Waschbecken von dort auf die Klobrille und tauchte dann in das ab, was noch nicht weggespült wurde.
Das Ergebnis: Er lässt mich nur noch manchmal umblättern, der An-/Aus-Knopf erfordert erheblich mehr Gewalt und ich habe endlich Einsatz für mein Desinfektionsmittel gefunden, das kaum noch eine Rolle spielte, seit klar war, dass Schmierinfektionen irrelevant sind. Blöd.
Ansonsten habe ich die Tage meine Meinung zu Think Again von Adam M. Grant veröffentlicht. Eines meiner Lieblingsbücher aus diesem Jahr.
Was Grant stattdessen empfiehlt, ist das Mindset eines Scientists, jemand, der Wahrheiten finden möchte, indem er die wissenschaftliche Methode an Gedanken ansetzt.
Es wird niemanden überraschen, dass dieser Ansatz mir sehr gut gefällt. Als jemand, der oft halb-scherzhaft von Leuten als Roboter bezeichnet wird, weil ich versuche, die Welt auf eine Scientist-Weise zu betrachten, fühlte ich mich durch Think Again sehr gesehen.
Das wars! Ein Statusupdate, wie es klassischer nicht sein könnte. Danke, dass ihr eure kleinen Augen über meine Buchstaben habt gleiten lassen. Hoffentlich sind sie dadurch nicht allzu müde geworden. Ansonsten macht es wie ich im Auto: Augen zu und durch.
Pferdestarke Grüße
Marcel