AOKatastrophe
Ende letzten Jahres erhielt ich einen Brief meiner ehemaligen Krankenkasse, der mich darüber informierte, dass ich ihr 16.000 € schulde.
Das kam für mich recht überraschend und hat sich für einige Tage gehörig auf meine Laune niedergeschlagen.
Offenbar kümmert sich die AOK nur dann darum, Kunden über ausstehendes Geld zu informieren, wenn die fünfjährige Frist kurz vorm Ablaufen ist, in der sie das tun muss, bevor sie das Geld nicht mehr anfordern kann. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus. Ich ging durch alle fünf Stadien der Trauer, musste letztendlich aber einsehen, dass das ganze tatsächlich mein Fehler war. Fünf Jahre vorher endete meine Freelancer-Phase und irgendwie habe ich die gesamte Zeit versehentlich den Mindestbetrag bezahlt, während ich eigentlich den Höchstbetrag hätte zahlen müssen. Nicht besonders intelligent, hat mich allerdings wertschätzen lassen, dass meine finanzielle Situation aktuell gut genug ist, dass dieses Malheur für mich nicht existenzgefährdend war.
Was klingt wie ein Humble-Brag ist nur der nötige Kontext für den völligen Shift auf den Blick meiner Finanzen, der dieses Jahr stattfand. Vor der AOKatastrophe arbeitete ich schon daran, dass ich nicht mehr auf den falschen Gedanken komme, mich irgendwie glücklich konsumieren zu können. Dieses Jahr nahm das ganze ganz neue Züge an. Recht irrational – waren die Spuren der AOKatastrophe überraschend schnell durch einen Shitcoin-Glücksgriff beseitigt – habe ich das gesamte Jahr über das unterschwellige Gefühl mit mir herumgetragen, dass ich bald kein Geld mehr haben werde. Der Affen-Teil meines Hirns dachte jetzt, dass jederzeit weitere Briefe kommen könnten, die überraschend horrende Summen fordern.
Das führte einerseits dazu, dass ich endlich diverse Hardware verkaufte, die ich wirklich nicht mehr benötigte (Bye Sony a6500 mit massig Objektiven. Tschüß PlayStation 4 Pro. Mach's gut, Switch!), aber andererseits auch für ein neues Aufflammen meines ✨Entrepreneurial Spirits✨.
Der schlief nach etwaigen Gründungen Mitte 20 etwas ein, wurde dann von Freelancing völlig begraben und jetzt bin ich seit einigen Jahren recht glücklich in der zurückgelehnten Position eines Festangestellten mit 70 % Vertrag. Daran soll sich mittelfristig auch nichts ändern, meine Arbeit macht mir Spaß. Allerdings beäuge ich etwaige ✨Business Opportunities✨ wieder mit etwas mehr... wirtschaftlicher... Libido...
Während ich in den letzten anderthalb Jahren einer Freundin, die sich beruflich umorientieren wollte, Software Design beibrachte, hatte ich zweierlei Erkenntnisse: Ich verstehe wirklich viel von meinem Job und ich habe echt Spaß daran, Leuten zu erklären, was ich mir in den letzten 20 Jahren alles aneignete.
Über Zeit kam eines zum anderen, ich las zufällig die richtigen Bücher zur richtigen Zeit und der Gedanke blühte auf, dass ich vielleicht irgendwann einen Online-Kurs zu Software Design machen könnte.
Blöd nur, dass ich meine gesamte Sichtbarkeit im Internet aufgab, weil ich meiner mentalen Gesundheit etwas Gutes tun wollte. Tja.
Tatsache ist allerdings, wie letztens schon erwähnt, dass ohne Sichtbarkeit in 202X wenig zu holen ist. Letztendlich ausschlaggebend war, dass Andreas mir diese Decoder-Episodeüber eine Excel-Influencerin empfahl.
Ein wenig ✨Soul Searching✨ später war der Plan also gefasst: Ich teste es mal! Zuerst mit kleineren Videos auf Twitter, YouTube, Instagram, vielleicht auch TikTok, wie Miss Excel aus dem Podcast. Wenn mir der Prozess gefällt und Interesse anderer da ist, gehe ich den ersten großen Kurs an, der dann verkauft wird.
Meine Recherchen ergaben, dass es keinen guten Content zu Software Design auf Deutsch gibt, was nicht sonderlich überraschend ist, schließlich gibt es sehr wenig gute Software-Designer in Deutschland. Das nennt man wohl eine Marktlücke.
Nach einigen Wochen voller Imposter Syndrome und "Was bilde ich mir eigentlich ein", habe ich gestern das erste Video produziert und veröffentlicht. Erst mal nur auf Twitter, aber als kleines Schmankerl für Brieffreunde kann ich hier exklusiv verraten, dass es auch einen YouTube-Kanal geben wird. Es gibt sogar einen noch geheimen Discord-Club für Leute, die Software Design lernen wollen!
Wie auch immer! Danke fürs Lesen und ich freue mich darauf, die von euch, die an Gestaltung interessiert sind, auf der Yooks-Seite des Internets begrüßen zu dürfen.
Tschüß
Marcel